Die Geschichte der Schachgemeinschaft Ahaus-Wessum 1998 e.V.
Die Anfänge des organisierten Schachspiels in Wessum gehen auf das Jahr 1948 zurück. In der Festschrift zum 50-jährigen Jubiläum des Sportvereins Union Wessum 1920 e.V. aus dem Jahre 1970 heißt es:
„Im Jahre 1948 wurde das Sportprogramm des SV erweitert. Die Mitgliederversammlung beschloss am 20. April 1948 die Gründung einer Tischtennis- und Schachabteilung. Sportkamerad Terstegge übernahm die Leitung der Schachabteilung und Sportkamerad Klemens Kösters die Tischtennisabteilung. [...] Für den Schachsport meldeten sich sechs Interessenten.“
Über die Namen und die spätere Anzahl der Mitglieder der Schachabteilung liegen bislang keine gesicherten Erkenntnisse vor. Der Verein schloss sich dem kurz zuvor gegründeten Schachbezirk „Grenzland“ an und nahm wahrscheinlich auch an den ersten Bezirksmeisterschaften im Jahre 1949 teil. Auch an der zweiten Saison 1950 haben die Wessumer vermutlich teilgenommen. In einer Pressemitteilung des Bezirksspielleiters zu Beginn des Jahres 1950 heißt es:
„Mit vollen Segeln unternimmt der Schachbezirk Grenzland seine Fahrt ins neue Jahr. Aus den geplanten großen Anfängen blieb nur ein Kern begeisterter, treuer und eifriger Schächer. Metelen, Heek, Stadtlohn, Südlohn, Wessum, Ochtrup und Schöppingen treten mit den größten Hoffnungen in den Streit um den Vorrang im königlichen Spiel.“
Die Wessumer stellten allerdings (wahrscheinlich noch im selben Jahr) den Spielbetrieb ein, und auch die Schachabteilung des SV Union Wessum wurde daraufhin aufgelöst.
Erst einige Jahrzehnte später, im Jahre 1989, erlebte das schachsportliche Vereinsleben in Wessum seine „Wiedergeburt“: Im Herbst trafen sich sechs Schachfreunde aus Wessum (Andreas Schepers, Alexander Schmidt, Frank Elpers) und Wüllen (Christoph Almering, Joseph Orthaus, Ingo Sareika) und beschlossen, sich zunächst formlos in regelmäßigen Abständen und ganz privat zum Brettspiel und einem gepflegten Bierchen zu treffen. Doch als schon nach wenigen Wochen weitere Freunde (Jürgen Gesing und Klaus Wittland) mitmachen wollten, machten die jungen Schachfreunde Nägel mit Köpfen: Sie gründeten im Januar 1990 offiziell die Schachgemeinschaft Wüllen-Wessum 1990, ließen den Verein beim Amtsgericht eintragen und meldeten sich beim Schachbezirk Borken an, um am Wettkampfbetrieb teilnehmen zu können.
Es lief besser als erwartet: Schon bald rückten junge Schachfreunde nach, im Nu entstand eine Jugendabteilung, und die höchst ehrgeizige erste Seniorenmannschaft – allesamt keine großen Theoretiker, sondern Autodidakten und echte Wettkampftypen – schaffte auf Anhieb den Aufstieg in die Bezirksklasse.
Auch wenn die Wüllen-Wessumer an das Leistungsniveau der alteingesessenen Vereine noch nicht heranreichen konnten: Im Schachbezirk fand die Vereinsarbeit der SG und die offensive Mitgestaltung des örtlichen Gesellschaftslebens schnell hohe Anerkennung. In den Gemeinden Wüllen und Wessum hatte der Club bald seinen festen Platz, zumal Veranstaltungen wie die „Schach-Dorfmeisterschaft für Höke und Nachbarschaften“ – ein echter Renner – oder die „Wessumer Schachtage“ im Rahmen des Kolping-Ferienprogramms dem Verein ein erstklassiges Image einbrachten. Von großem Vorteil war auch die Spielstätte, die der SG zur Verfügung stand: die Altentagesstätte in der Eichenallee in Wessum; ein Spiellokal, das sich auch bei den Gastvereinen immer höchster Beliebtheit erfreute.
1998 war das erfolgreichste Jahr in der Vereinsgeschichte der SG Wüllen-Wessum 1990. Die erste Seniorenmannschaft wurde endlich (nach mehrmaligen Anläufen) Meister der Bezirksklasse und stieg in die Bezirksliga auf. Die erste Jugendmannschaft wurde Meister der Bezirksjugendklasse Borken und stieg in die Verbandsjugendklasse Münsterland auf.
Am 1. Juli 1998 kam es zur Fusion mit dem benachbarten Schachverein aus Ahaus und es erfolgte eine Umbenennung des Vereins in:
„Schachgemeinschaft Ahaus-Wessum 1998 e.V.“.
Der Verein hatte nach wie vor seinen Sitz in Wessum und zählte nach diesem Zusammenschluss 70 Mitglieder. Als weitere Spielstätte kam das „Haus der Jugend“ in der Van-Delden-Straße in Ahaus hinzu.
Bereits in ihrer ersten Saison nach der Fusion konnten erste Mannschaftserfolge verbucht werden. Die I. Seniorenmannschaft wurde Vizemeister der Bezirksoberliga. Die III. Seniorenmannschaft wurde Meister der 2. Bezirksklasse und stieg in die 1. Bezirksklasse auf, die IV. Seniorenmannschaft wurde Vizemeister der 3. Bezirksklasse und stieg in die 2. Bezirksklasse auf. Die erste Jugendmannschaft wurde Vizemeister der Verbandsjugendklasse und stieg in die Verbandsjugendliga auf.
Ein bemerkenswertes Jahr in der Vereinsgeschichte war das Jahr 2000. Nach einer phänomenalen und sportlich einmaligen Saison wurden alle vier Seniorenmannschaften Meister in ihren jeweiligen Spielklassen und stiegen in die jeweils nächsthöhere Spielklasse auf: Die I. Seniorenmannschaft wurde Meister der Bezirksoberliga und stieg in die Verbandsklasse Münsterland auf. Die II. Seniorenmannschaft wurde Meister der Bezirksliga und stieg in die Bezirksoberliga auf. Die III. Seniorenmannschaft wurde Meister der 1. Bezirksklasse und stieg in die Bezirksliga auf, die IV. Seniorenmannschaft wurde Meister der 2. Bezirksklasse und stieg in die 1. Bezirksklasse auf.
Im Jahre 2002 erlebte die SG ihren bisher größten sportlichen Erfolg. Die I. Seniorenmannschaft wurde Meister der Verbandsklasse Münsterland und stieg somit in die Verbandsliga auf. Noch nie hat eine Ahauser Schachmannschaft so hochklassig gespielt. Folgende Spieler gehörten der Aufstiegsmannschaft an: Hermann Rosing, Khaled Darwisch, Mohamed Darwisch, Hendrik Schulze Ameling, Andreas Biallas, Christian Diehlmann, Christian Rebber und Christian Wöhrle.
Bei der Jahreshauptversammlung im Jahr 2021 übergab das langjähre Oberhaupt Holger Mast das Ruder an den neuen Vorstandsvorsitzenden Philipp Wehmschulte.
Den Höhepunkt eines jeden Jahres im Vereinsleben der SG bildet das „Wüllen-Wessumer Weihnachtsturnier“, ein Event, das zu den beliebtesten Turnieren im Schachbezirk Borken zählt.
Kaum jemand ahnt, dass einige schachbegeisterte Jugendliche aus dem benachbarten Stadtteil Wüllen diesen Wettbewerb einmal ins Leben gerufen haben. Immerhin maßen schon damals, bei der ersten Auflage im Jahre 1982, Schachfreunde aus Stadtlohn, Ahaus, Alstätte, Gronau und Wüllen ihre Kräfte im königlichen Spiel. Der spätere Verbandsliga-Spieler Bernhard Schlicht (SC Gronau) ging aus der Premiere als Sieger hervor und sollte in späteren Jahren sein „Lieblingsturnier“ noch vier weitere Male gewinnen. Damit ist der Wirtschaftswissenschaftler aus Alstätte bis heute der Rekordgewinner.
Der SG Wüllen-Wessum und (ab 1998) der SG Ahaus-Wessum ist es in der Folge immer wieder gelungen, ein qualitativ hervorragend besetztes Turnier mit den besten Schachspielern der Region auszutragen. Mittlerweile reisen Spieler aus dem gesamten Bundesgebiet und aus den benachbarten Niederlanden zum Wüllen-Wessumer Weihnachtsturnier an.